Deutsche Kolonien

In den Jahren 1809 bis 1816 litt die Bevölkerung in Deutschland unter den schlechten Ernten. Die im Südwesten zahlreichen Pietisten waren durch Reformen im kirchlichen Bereich Ende des 18. Jahrhunderts so sehr in Unruhe geraten, dass im Jahre 1800 sogar das Militär zur Wiederherstellung der Ordnung eingreifen musste.

Der Notstand im materiellen und im kirchlichen Bereich veranlasste viele tausend Menschen, ihre alte Heimat zu verlassen. Ein Teil dieser Auswanderer wählte das Schwarzmeergebiet als zukünftige Heimat. Nach Erhalt der russischen Pässe wurden die Auswanderer auf Schiffen bis Wien oder Budapest gebracht. Von dort gelangte ein Teil auf der Donau weiter bis Izmail, der andere Teil auf dem Landweg nach „Neurussland“. Ihr Ziel erreichte jedoch nur ein Teil der Auswanderer. Mangelhafte Versorgung, Krankheiten und unzureichende ärztliche Betreuung hatten ein Massensterben zur Folge. Von den rund 9000 württembergischen Auswanderern der Jahre 1816/17 sollen allein in Izmail etwa 3000 verstorben sein.

Die Überlebenden wurden in den neu gegründeten Kolonistenbezirken Großliebental bei Odessa (1804–06), Kutschurgan (1808), Glückstal (1803–10), Beresan (1809–10), Molotschna (1800–06), auf der Krim (1804–10), in den „Planer Kolonien“ bei Mariupol (1823–42) und in den „Schwedenkolonien“ (1806) im Gouvernement Jekaterinoslaw angesiedelt. Etwa 500 Familien schwäbischer (aus der Kirche ausgetretener) Separatisten gründeten 1818 sieben Kolonien in der Nähe von Tiflis in Georgien.

In Bessarabien, das durch den Friedensvertrag von Bukarest (1812) zu Russland gekommen war, wurden ab 1814 die „Warschauer Kolonisten“ angesiedelt. Es waren etwa 8000 Personen aus dem Herzogtum Warschau. In den Jahren 1816–18 bekamen diese Kolonien Zuzug aus Südwestdeutschland.

Die Gesamtzahl der Deutschen, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Bauern und Handwerker in den Kolonien und Städten Neurusslands niederließen, betrug etwa 55000 Personen. Unter ihnen waren neben den Schwaben und Badenern auch Einwanderer aus dem Elsass, aus Lothringen, aus der Schweiz, aus der Pfalz und aus Bayern vertreten. Ihren Dörfern gaben sie zu Erinnerung an die alte Heimat Namen wie Rohrbach, Landau, Rastatt, München, Speyer, Worms oder Zürichtal. Diese Ortsnamen wurden erst als Folge des Zweiten Weltkrieges geändert.


Deutsche Kolonien in Ukraine
Deutsche Kolonien in Ukraine
Auftelung des Landes unter deutschen Siedlern
Auftelung des Landes unter deutschen Siedlern
Verzeichnis der Russlanddeutsche
Quelle: http://www.odessa3.org/ => War Records
Auswanderer.xlsx
Microsoft Excel Tabelle 175.4 KB